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Ernst Fuchs (1930-2015), Bachnymphe, 1976

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- Fließende Weiblichkeit -
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Ernst Fuchs (1930 Wien - 2015 Wien), Bachnymphe, 1976. Farbradierung, 19,2 x 16,7 (Darstellung), 39,5 x 35,5 (Rahmen), in Blei mit „Fuchs“ signiert und als Exemplar „328/600“ nummeriert. Werkverzeichnis Hartmann/Weis Nr. 261a. Im Passepartout unter Glas gerahmt.

- Rahmen mit kleinerer beriebener Stelle, sonst in sehr gutem Zustand


- Fließende Weiblichkeit -


zum Kunstwerk

Von Wellenbewegungen umflossen lagert die Bachnymphe, mit uns zugewendetem Rücken, auf einer Art Insel. Ihr bilddurchmessender Körper bietet sich wie eine Landschaft dar, die ebenfalls ganz von fließenden Bewegungen bestimmt wird. Ihr Haar fällt kaskadenartig hinab, wobei die Locken wie kleine Wasserstrudel wirken. Auch die blaue Farbe des Haars gemahnt ebenso an Wasser wie das türkisfarbene Gewand, das sie mehr enthüllt als verdeckt. Das Gewand entspricht farblich den Wellenkronen. Die Nymphe scheint sich mit dem Wasser selbst zuzudecken, was dem Bild ein surreal-phantastisches Moment verleiht. Ebenso phantastisch wirken die gleichfalls in fließenden Lineaturen gehaltenen Vögel, von denen sich einer der Nymphe zuwendet, die sich ihrerseits vom Kissen aufrichtet.

Die Vögel stehen für das himmlische Element und ergänzen das Element des Wassers. Ist das Wasser der Weiblichkeit zugeordnet, so stehen die Vögel für die dazu komplementäre Männlichkeit. Beide Prinzipien begegnen sich im innigen Blick von Vogel und Nymphe und sind durch die gelbe Blüte miteinander verbunden. Die Verbundenheit geht in der Formensprache des Phantastischen aber noch darüber hinaus: Die violetten Wolken des Hintergrundes bilden unter dem Vogel den – nun uns zugewendeten – Körper der Nymphe aus.

Neben der Wolkenbildung zeigt sich der Mond. Er verbindet die Nymphe mit Diana und weist die Landschaft als ihr Reich aus, das von den Vögeln durchzogen wird. Und dennoch ist die vom Eros durchwaltete Komplementarität des Weiblichen und Männlichen der wesentliche Bildgehalt, der sich auch im Blau-Orange-Kontrast widerspiegelt und von Fuchs in seinem Oeuvre in immer neuen Aspekten zur Darstellung gebracht, dadurch vertieft und entfaltet wird.


zum Künstler

Der junge Ernst Fuchs wählt als Taufnamen ‚Ernst Peter Paul‘, eine Reverenz des gerade einmal Zwölfjährigen an Peter Paul Rubens, der ihn immer wieder inspirieren sollte. Ein erster künstlerischer Unterricht wurde ihm durch den Bruder seiner Taufpatin, Alois Schiemann, zuteil. Später besuchte er die Malschule St. Anna in Wien und 1946 wurde er in die Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen, wo er unter Robin Andersen und Albert Paris Gütersloh, dem geistigen Vater der Wiener Schule des Phantastischen Realismus bis 1950 studierte. Nach zahlreichen Reisen hielt sich Fuchs länger im Dormitio-Kloster am Berg Zion in Israel auf, wo er sich intensiv mit der ihn prägenden Ikonenmalerei und der damit verbundenen spirituellen Maltechnik beschäftigte. In seinem Buch Architectura Caelestis (1966) teilt er mit, dass viele seiner Motivfindungen auf visionären Erfahrungen basieren, was er später abermals hervorhebt:


„Nicht selten gelange ich während des Malens in Trance, mein Bewusstsein schwindet zugunsten eines medialen Schwebezustandes, in dem ich mich von sicherer Hand geführt und bewegt fühle, Dinge tuend, von denen ich bewußtermaßen wenig weiß. Dieser Zustand kann mitunter mehrere Stunden dauern. Danach erscheint mir alles, was ich in diesem Zustand geschaffen habe, als ob ein anderer es getan hätte.“

- Ernst Fuchs


1962 kehrte Fuchs nach Wien zurück, wurde zum Professor an der Akademie berufen und zum wohl einflussreichsten Protagonisten der Wiener Schule des phantastischen Realismus, die 1959 im Belvedere ihre erste Gruppenausstellung präsentiert hatte. Neben Ernst Fuchs waren Arik Brauer, Rudolf Hausner, Anton Lehmden, Helmut Leherb und Güterslohs Sohn, Wolfgang Hutter, Hauptvertreter dieser Kunstströmung.

1972 erwarb Fuchs die Otto-Wagner-Villa, die er in kongenialer Weiterführung des Wiener Jugendstils zu seinem Privatmuseum gestaltete. In den 70er Jahren entwickelte sich auch die Künstlerfreundschaft mit Salvator Dalí und Arno Breker, die Dalí 1975 in die Worte fasste: „Wir sind das Goldene Dreieck der Kunst: Breker-Dalí-Fuchs. Man kann uns wenden, wie man will, wir sind immer oben.“

Fuchs bestätigte sich auch als Sänger spiritueller Lyrik und widmete sich ab den 1990er Jahren zusehends seiner phantastischen Architektur. Die in der Otto-Wagner-Villa verfolge Idee eines Gesamtkunstwerks schlug sich auch in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen nieder. So wurde ein BMW 635 CSi nach seinem Entwurf zum „Feuerfuchs auf Hasenjagd" und die Porzellanmanufaktur Rosenthal fertige zahlreiche Produkte nach seinen Vorlagen an.

In seiner Kunst schöpft Ernst Fuchs aus der Fülle der Tradition, aus der sein Genius eine ganz neue Semantik gebiert:


„Erkenntnisse suchen mich heim, die zu finden ich gar nicht gehofft hatte. Von dieser Geistlichkeit erfasst, begreife ich auch, was die großen Erkenntnisse anderer Maler waren, die meine Bewunderung erregten. Ein Verständnis der Kunst und der Erkenntnis, die sie vermittelt, erfasst mich, so, als ob mein Geist mit allen Künstlern aller Epochen in einen Diskurs geraten wäre.“

- Ernst Fuchs



Auswahlbibliographie

Quelltexte

Ernst Fuchs: Architectura Caelestis - Images Of The Hidden Prime Of Styles (Die Bilder des verschollenen Stils), Frankfurt a. M. 1966.

ders.: Im Zeichen der Sphinx. Schriften und Bilder. Hrsg. v. Walter Schurian, München 1978.

ders.: Aura. Ein Märchen der Sehnsucht, München 1981.

ders.: Phantastisches Leben. Erinnerungen, Berlin 2001.


Werkverzeichnis

Helmut Weis: Ernst Fuchs. Das graphische Werk. 1967 - 1980, München 1980.


Literatur

Gerhard Habarta: Ernst Fuchs. Das Einhorn zwischen den Brüsten der Sphinx. Eine Biographie, Graz 2001.

Friedrich Haider (Hrsg.): Ernst Fuchs. Zeichnungen und Graphik aus der frühen Schaffensperiode mit Hinweisen auf die Malerei 1942-1959, Wien 2003.

Agnes Husslein-Arco (Hrsg.): Phantastischer Realismus. Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Wien 2008.


ENGLISH VERSION

Ernst Fuchs (1930 Vienna - 2015 Vienna), Stream nymph, 1976. color etching, 19.2 x 16.7 (image), 39.5 x 35.5 (frame), signed "Fuchs" and numbered as copy "328/600". Catalog raisonné Hartmann/Weis No. 261a. Framed in passepartout under glass.

- Frame with smaller rubbed spot, otherwise in very good condition.


- Flowing femininity -


About the artwork

The stream nymph lies on a kind of island with her back to us, flung about by the movement of the waves. Her body, which is the size of the picture, is like a landscape that is also entirely determined by flowing movements. Her hair is cascading down, and the curls look like small swirls of water. The blue color of her hair is also reminiscent of water, as is her turquoise robe, which reveals more than it conceals. The color of the robe corresponds to the crests of the waves. The nymph seems to be covered by the water, which gives the picture a surreal, fantastic moment. Equally fantastic are the birds, also in flowing lines, one of which turns to face the nymph as she rises from the cushion.

The birds represent the celestial element and complement the element of water. If water is associated with femininity, the birds represent complementary masculinity. Both principles meet in the intimate gaze of the bird and the nymph and are united by the yellow flower. In the formal language of the fantastic, however, the connection goes further: the violet clouds in the background form the body of the nymph - now turned toward us - under the bird.

The moon appears next to the cloud formation. It associates the nymph with Diana and identifies the landscape as her realm, traversed by the birds. Yet the complementarity of the female and the male, pervaded by Eros, is the essential content of the picture, which is also reflected in the blue-orange contrast and which Fuchs depicts in his work in ever new aspects, thereby deepening and unfolding it.


About the artist

The young Ernst Fuchs chose as his baptismal name 'Ernst Peter Paul', an homage by the then twelve-year-old to Peter Paul Rubens, who would continue to inspire him. He received his first art lessons from his godmother's brother, Alois Schiemann. Later he attended the St. Anna School of Painting in Vienna, and in 1946 he was admitted to the Vienna Academy of Fine Arts, where he studied until 1950 under Robin Andersen and Albert Paris Gütersloh, the intellectual father of the Viennese School of Fantastic Realism. After travelling extensively, Fuchs spent time at the Dormition Monastery on Mount Zion in Israel, where he became deeply involved in the iconography and spiritual painting techniques that influenced him. In his book Architectura Caelestis (1966), he states that many of his motif discoveries are based on visionary experiences, which he later emphasised:


“It is not uncommon for me to go into a trance while painting, my consciousness fading in favour of a medial suspended state in which I feel guided and moved by a sure hand, doing things of which I have little conscious knowledge. This state can sometimes last for several hours. Afterwards, everything I have created in this state seems to me as if someone else had done it.”

- Ernst Fuchs


In 1962 Fuchs returned to Vienna, was appointed professor at the Academy and became probably the most influential protagonist of the Viennese School of Fantastic Realism, which had presented its first group exhibition at the Belvedere in 1959. Apart from Ernst Fuchs, Arik Brauer, Rudolf Hausner, Anton Lehmden, Helmut Leherb and Gütersloh's son Wolfgang Hutter were the main representatives of this artistic movement.

In 1972 Fuchs acquired the Otto Wagner Villa, which he turned into his private museum in a congenial continuation of Viennese Art Nouveau. The 1970s also saw the development of an artistic friendship with Salvator Dalí and Arno Breker, which Dalí summed up in 1975 with the words: "We are the golden triangle of art: Breker-Dalí-Fuchs. You can rotate us any way you like, we are always on top".

Fuchs also confirmed himself as a singer of spiritual poetry and, from the 1990s onwards, devoted himself increasingly to his fantastic architecture. The idea of a total work of art that he pursued in the Otto Wagner Villa was also reflected in the design of everyday objects. A BMW 635 CSi, for example, became a "fire fox on a hare hunt" according to his design, and the Rosenthal porcelain factory produced numerous products based on his designs.

In his art, Ernst Fuchs draws from the abundance of tradition, from which his genius gives birth to a completely new semantics:


“Insights haunt me that I had not hoped to find. Grasped by this spirituality, I also understand what the great insights of other painters were that aroused my admiration. An understanding of art and the knowledge it conveys grips me, as if my mind had entered into a discourse with all artists of all epochs.”

- Ernst Fuchs



Selected Bibliography

Source texts

Ernst Fuchs: Architectura Caelestis - Images Of The Hidden Prime Of Styles (Die Bilder des verschollenen Stils), Frankfurt a. M. 1966.

ders.: Im Zeichen der Sphinx. Schriften und Bilder. Hrsg. v. Walter Schurian, München 1978.

ders.: Aura. Ein Märchen der Sehnsucht, München 1981.

ders.: Phantastisches Leben. Erinnerungen, Berlin 2001.

Catalog raisonné

Helmut Weis: Ernst Fuchs. Das graphische Werk. 1967 - 1980, München 1980.

Literature

Gerhard Habarta: Ernst Fuchs. Das Einhorn zwischen den Brüsten der Sphinx. Eine Biographie, Graz 2001.

Friedrich Haider (Hrsg.): Ernst Fuchs. Zeichnungen und Graphik aus der frühen Schaffensperiode mit Hinweisen auf die Malerei 1942-1959, Wien 2003.

Agnes Husslein-Arco (Hrsg.): Phantastischer Realismus. Arik Brauer, Ernst Fuchs, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Wien 2008.

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